Ob es das Geräusch eines Flugzeug ist, welches über einen hinweg fliegt, oder die Aufregung, wenn man einmal im Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegt. Für die meisten Menschen ist die Fliegerei eine faszinierende aber doch irgendwie unerreichbare Sache.
Die Fliegerei – (K)Ein Hobby der Reichen
Der Glaube, die Fliegerei sei ein exklusiver Club in dem man sich als „Normalo“ gar nicht einfinden kann, ist falsch. Die Fliegerei ist schon lange kein unmögliches Hobby mehr und immer mehr flugbegeisterte Menschen finden ihren Weg ins Cockpit.
Ich selbst habe eine sehr lange Zeit die Kosten gescheut obwohl ich mir, seitdem ich 10 Jahre alt bin, nichts mehr wünsche als zu fliegen. Immer wieder habe ich mich informiert und bin vor den Kosten zurückgeschreckt. Irgendwann war der Punkt erreicht, da konnte ich mich überwinden und bereue es keine Sekunde. Die Kosten sind auch für einen Normal-Verdiener wie mich gut zu bewältigen.
Der Schnupperflug
Oft ist es die pure Faszination, die das Fliegen so begehrenswert macht. Doch nicht jeder Mensch ist für die Fliegerei geeignet. Diese „Einschränkung“ bezieht sich nicht auf die Fliegerei genauso wie auf viele andere Hobbies. Ich persönlich bin beispielsweise absolut kein Freund von tiefem Wasser – ein Bootsführerschein käme für mich niemals in Frage.
Eine Möglichkeit herauszufinden ob man wirklich für die Fliegerei geeignet ist bietet der sogenannte „Schnupperflug“. Hierbei handelt es sich um die Möglichkeit, gemeinsam mit einem Fluglehrer das erste Mal in einem Cockpit zu sitzen und mit Unterstützung des Fluglehrers das erste Mal selbst ein Flugzeug zu steuern.
Die Kosten für einen Schnupperflug variieren nach Größe des Flugzeugs und Flugdauer. Ein 1-stündiger Schnupperflug in einer Cessna 172 R ist so beispielsweise schon für teilweise unter 300,-€ zu erhalten und gibt dem Interessenten die ersten Eindrücke wie es ist, Pilot zu sein.
Die Möglichkeiten
Es gibt grundlegend zwei verschiedene Möglichkeiten seine Privatpilotenlizenz zu erwerben – In einer kommerziellen Flugschule oder einem Luftsportverein. Beide Möglichkeiten haben sowohl Vorteile als auch Nachteile.
Die Flugschule
Wie oben bereits angedeutet handelt es sich dabei um kommerzielle Flugschulen und an dem Wörtchen „kommerziell“ kann man schon erkennen, dass daran auch jemand etwas verdienen möchte.
Ja, das stimmt. Natürlich muss sich eine Flugschule darüber finanzieren. Man kann grundsätzlich davon ausgehen, dass die Privatpilotenlizenz in einer Flugschule teurer ist als bei Erwerb in einem Verein. Der Vorteil einer Flugschule ist jedoch die stärkere Auslegung auf eine Ausbildung. So stehen meistens deutlich mehr Fluglehrer und Luftfahrzeuge zur Verfügung. Der Theorieunterricht ist meist flexibler gestaltet und ermöglicht es einem seine Lizenz schneller zu erwerben. Manche Flugschulen bieten für die Ausbildung Programme an, bei denen man – ähnlich wie in einem Verein – einen geringen monatlichen Beitrag bezahlt und im Gegenzug der Stundenpreis des Luftfahrzeuges geringer ist.
Der Luftsportverein
Im Gegensatz zur Flugschule sind Vereine nicht auf einen Gewinn ausgelegt wodurch die Ausbildungskosten deutlich geringer ausfallen. Wer bereits Mitglied in einem Verein war (egal ob Fußballverein, Schachclub oder Golfclub) weiß, dass das Vereinsleben einfach etwas anderes ist. Wenn man das Vereinsleben kennt und es mag, sind hier sehr schnell nette Kontakte geknüpft und das bei deutlich günstigeren Ausbildungskosten.
Aber ein Verein ist nicht pauschal günstiger: Zahlt man bei der Flugschule deutlich höhere Stundenpreise für die Luftfahrzeuge so muss man bei den meisten Vereinen einen Mitgliedsbeitrag bezahlen der auch fällig ist, wenn man gar nicht fliegt. Da die Fluglehrer in Vereinen meist Ehrenamtlich ausbilden ist es manchmal schwerer einen Fluglehrer zu finden wenn man gerne fliegen möchte.
Fast alle Vereine verlangen von Mitgliedern sogenannte Baustunden. In diesen Stunden erbringt das Vereinsmitglied Leistungen für den Verein wie z.B. Rasenmähen, Reparaturen, usw. Diese Baustunden können finanziell ausgeglichen werden – das erhöht jedoch die Gesamtkosten.
Ein Vergleich
Ich habe versucht Euch in der nachfolgenden Auflistung einen kleinen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten und deren Vor- bzw. Nachteile zu verschaffen. Pro Zeile ein Vergleich:
Die Flugschule | Der Verein |
+ Keine Mitgliedsbeiträge | – Teils hohe Mitgliedsbeiträge |
– Hohe Luftfahrzeuggebühren | + geringe Luftfahrzeuggebühren |
+ flexibler Theorieunterricht | – feste Termine für Theorieunterricht |
+ Schnellere Ausbildung | – teilweise lange Wartezeiten |
+ Keine sonstigen Verpflichtungen | – Baustunden |
Die Punkte spiegeln natürlich nicht alle Vereine und alle Flugschulen wider. Man sollte sich zuvor ganz genau informieren, da sowohl die Vereine als auch die Flugschulen an jedem Standort unterschiedlich sind.
Um mal einen kleinen Eindruck über die Preisunterschiede zu geben, habe ich mir repräsentativ einen Verein und eine Flugschule herausgesucht. Damit der Vergleich funktioniert gehen wir von einer Ausbildungsdauer von 24 Monaten aus. Für den Verein gibt es eine Rechnung mit Baustunden und eine ohne. Sollte jemand die Baustunden zeitlich nicht leisten können, müssen diese Kosten mit in die Ausbildungskosten eingerechnet werden. In dem von mir als Beispiel gewählten Verein werden in den ersten zwei Mitgliedsjahren Aufnahmegebühren fällig. Möchte man aber seine Ausbildung anfangen fallen diese Kosten mit an.
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Was man schwer Gegenrechnen kann sind die sogenannten „Nebenkosten“. Hiermit sind z.B. Bücher für die Ausbildung, ein eigenes Headset oder andere Dinge gemeint. Die Kosten eines Headsets liegen hier zwischen 100,-€ und 1.200,-€. Was die Unterlagen bzw. Lehrbücher angeht hat man in einem Verein oft den Vorteil, dass man diese von vorherigen Flugschülern bekommen kann.
Außerdem in den „Nebenkosten“ enthalten sind die Landegebühren. Auch hier kann man keine einheitliche Aussage treffen. In dem von mir für den Vergleich verwendeten Verein zahlen Vereinsmitglieder keine Landegebühr. An anderen Flugplätzen müssen die Vereine die gleichen Landegebühren zahlen wie die am gleichen Standort untergebrachten Flugschulen. Je nach Flugplatz kostet eine Landung ca. 5-10€ und innerhalb einer Ausbildung kommt ein Flugschüler auf schätzungsweise mindestens 200 Landungen. Bei der Landegebühr in Hangelar (EDKB) entspricht das ca. 1.637,44 €.
Das Fazit
Pauschal kann man also keine Aussage treffen. Ob ein Luftsportverein oder eine Flugschule für einen selbst besser geeignet ist, hängt von vielen persönlichen Faktoren ab. Möchte man eine schnelle und flexible Ausbildung bieten sich meistens eher die die Flugschulen an – jedoch zu deutlich höheren Kosten. Wer es nicht eilig hat und dann noch gerne mit anderen Flugbegeisterten am Vereinsleben mitwirken möchte ist in einem Luftsportverein super aufgehoben.
Man sollte sich grundsätzlich im Vorfeld immer genau informieren. Natürlich gibt es in Deutschland viele Flugplätze, aber halt nicht jeder hat einen direkt vor der Haustüre. Manchmal lohnt es sich aber trotz Flugplatz „direkt vor der Nase“ auch mal die Vereine oder Flugschulen von entfernteren Flugplätzen anzuschauen. Vielleicht lohnt sich die Fahrt sogar.
Persönliches Schlusswort
Das wichtigste – egal ob Flugschule oder Verein – ist: man muss sich wohl fühlen!
Ich habe mich im Vorfeld meiner Ausbildung zunächst bei einem Verein informiert und irgendwie hat mir das einfach nicht zugesagt. Dabei hatte ich die ganze Zeit die Kosten im Hinterkopf, welche mir nämlich nicht egal sind. Trotzdem bin ich schlussendlich bei einer Flugschule gelandet, die nicht am nächsten Flugplatz liegt und ich war mit meiner Entscheidung sehr glücklich und bereue es nicht.
Ich kann nur den persönlichen Tipp geben: Gerade durch Wingly ist es sehr leicht geworden, mit Piloten in Kontakt zu treten. Diese Chance sollte man nutzen! Schreibt ruhig mal einen Piloten aus eurer Nähe an und fragt, ob er etwas empfehlen kann. Wenn ihr einen jüngeren Piloten erwischt, kommt dieser vielleicht sogar gerade aus der Ausbildung und kann euch richtig gute Tipps für eure Region geben.
Der Autor
Matthias Mühmel, begeisterter Privatpilot und Wingly Nutzer der Stunde 0.
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