Wer hat als Kind nicht davon geträumt, selbst einmal im Cockpit zu sitzen und die Welt aus der Vogelperspektive zu erleben. Diese Schritte sind bis zum Pilotenschein wichtig und bieten eine erste Orientierung wie der Traum, selbst Pilot zu werden, zur Realität wird.
1. Die ersten Schritte
Ein Strecken- oder Rundflug bei Wingly ist für einige der erste Reality-Check, um festzustellen, ob das Fliegen für einen selbst lediglich Rundflugspaß darstellt oder den Start der Pilotenkarriere einläutet. Wer seitdem bei jedem Geräusch eines Flugzeuges den Blick in Richtung Himmel wendet, den hat die Faszination gepackt! Logische Konsequenz: den eigenen Pilotenschein machen. Aber keine Sorge! Pilot zu werden ist weder unerschwinglich teuer noch exklusiv. Denn gerade als Privatpilot hat man die Möglichkeit, auf Wingly’s Mitflugzentrale seine Leidenschaft auch mit anderen zu teilen und gleichzeitig seine Kosten für Flüge zu halbieren.
2. Das Medical
Zunächst ist es für jeden angehenden Piloten Pflicht, sich einer gesundheitlichen Prüfung bei einem Fliegerarzt zu unterziehen. Erst mit einer der nachfolgenden Medical Klassen, jeweils passend für die verschiedenen Lizenzarten, ist an eine Ausbildung zu denken. Die Abkürzungen für die Lizenzarten werden im Laufe des Blog-Posts genauer erläutert.
- Klasse 1 – Berufspiloten (ATPL, MPL oder CPL)
- Klasse 2 – Privatpiloten für Motorflug-, Segelflug-, Ultraleicht- oder Ballonfahrer-Lizenz
- Klasse 3 – Ultraleicht- (SPL) und leichten Motor- und Segelflugzeugen und Ballonen (LAPL)
Wer nicht gleich als Berufsflieger eine Ausbildung bei einer großen Gesellschaft beginnen möchte, für den ist ein Klasse 2 Medical das Richtige. Dieses bietet maximale Flexibilität, gerade wenn noch unklar ist, mit welcher Lizenz man künftig fliegen möchte. Für jeden, der an der fliegerärztlichen Hürde scheitern sollte, stellt die Medical-freie 120 kg Ultraleicht-Klasse eine Alternative dar.
3. Schnuppertag(e)
Mit einer amtlich festgestellten Tauglichkeit in der Tasche sind Flugschulen und Luftsportvereine die nächsten Anlaufstellen. Durch deinen ersten Wingly-Flug ist ein erster Ansprechpartner für entsprechende Kontakte ganz in der Nähe bereits gefunden.
Sollten sich mehrere Vereine oder gewerbliche Flugschulen in der Nähe befinden, so empfiehlt es sich die Zeit zu nehmen, alle nacheinander zu besuchen. Auch wenn sich dies mühsam anhört, zahlt es sich im Hinblick auf die weitere fliegerische Entwicklung definitiv aus. Wenn beispielsweise die Flugschule lediglich ein Flugzeug zur Verfügung steht, auf welchem hauptsächlich angehende Piloten ausgebildet werden, ist es absehbar, dass die Möglichkeiten nach einer Ausbildung regelmäßig zu fliegen begrenzt sind. Deshalb sollte die Auswahl einer passenden Flugschule gut überlegt sein.
4. Welche Lizenz?
Je nach Freizeit und finanziellen Möglichkeiten gibt es unterschiedliche Ausbildungswege und Lizenzen zur Auswahl. Bei den genannten Preisen ist immer zu berücksichtigen, dass diese lediglich Richtwerte darstellen.
Jede Lizenz muss durch Nachweis einer Mindestanzahl an Flugstunden im Jahr aktiv gehalten werden.
Nach Lizenzerhalt solltet man unbedingt „dran bleiben“ und regelmäßig fliegen. Zumal sowieso jede Lizenz durch Nachweis einer Mindestanzahl an Flugstunden im Jahr aktiv gehalten werden muss. Das genannte jährliche Budget dient zur ersten Orientierung. Gut zu wissen: Niemand muss sich unbedingt eine eigene Maschine kaufen, denn Flugzeuge können günstig gechartert oder in Luftsportvereinen gemeinsam genutzt werden.
Segelfluglizenz
Das Mindestalter zum Beginn in dieser Lizenzart liegt bereits bei 14 Jahren. Allerdings dauert die Ausbildung im Verein in der Regel 2 bis maximal 4 Jahre. Mit 16 ist es also schon möglich als Jugendlicher mit Lizenz auf eigene Faust den Himmel zu erkunden. Viele späteren Berufspiloten haben so ihre ersten Flugerfahrungen gesammelt. Ein Mannschaftssport, der im Vergleich zu anderen Sportarten wie Tennis, Windsurfing oder Motocross nicht viel teuerer ist.
Als Lizenz erhält man die SPL (Sailplane Pilot License). Nicht zu verwechseln mit einer SPL (Sport Pilot License). Erstere ist die ICAO konforme Segelfluglizenz; Letztere ist die im nachfolgenden Abschnitt nationale Lizenz für Ultraleichtflugzeuge.
Als Zusatzqualifikation kann die Lizenz auf Motorsegler (TMG = Touring Motor Glider) erweitert werden. Wer den gesunden Wettbewerb liebt, kommt in den verschiedenen Disziplinen und Leistungsklassen voll und ganz auf seine Kosten. Was die Ausbildungskosten betrifft sollte man mit einem jährlichen Budget von mindestens 1.000,- EUR rechnen – großzügig gerundet etwa 90,- EUR / Monat. Viele Vereine gewähren Nachlässe und besondere Angebote für Jugendliche. Doch es ist nie verkehrt auch als Erwachsener den Anfang im Segelsport zu machen.
SPL Sportpilotenlizenz
Keine Klasse ist so vielfältig wie die der Ultraleichten. Hier bewegen sich Hängegleiter, Trikes, UL-Segler. Gyrocopter und fliegbare Rohr-Tuch „Klappergestelle“ genauso wie moderne 3-Achs gesteuerte Muster in Ganzmetall- oder Composite-Bauweise. Letztgenannte sind von Bedienung und Leistungswerten (und Preisen) von „richtigen“ Flugzeugen kaum zu unterscheiden.
Nach Lizenzerhalt können mit Zusatzberechtigungen Passagiere befördert, Banner oder Segelflugzeuge geschleppt werden. Zum Einflug in Kontrollzonen oder für Ausflüge ins Ausland, sind entsprechende Funksprechzeugnisse (AZF/BZF) und/oder Sprachnachweise in Englisch zu erwerben.
Nach oben begrenzt ist die UL Klasse lediglich durch das Abfluggewicht von bis zu 560 kg (bei Gyrocoptern) sowie der Anzahl an Passagieren. Neben dem Piloten ist nur Platz für maximal einen Gast und leichtes Handgepäck – mehr nicht. Doch für viele ist das bereits mehr wie ausreichend. Geflogen wird – wie bei den Seglern – bei gutem Wetter nach VFR (Visual Flight Rules) Sichtflugregeln.
Die Ausbildungskosten für UL beginnen in Vereinen bei etwa 2.500,- EUR. Gewerbliche Flugschulen liegen meist bei 3.500,- bis etwa 4.000,- EUR. Höhere Preise sind nur durch besondere Leistungsmerkmale der Flugschule und/ oder eine exklusive Lage z.B. im Speckgürtel einer größeren Stadt zu rechtfertigen. Die genannten Beträge beziehen sich auf die zur praktischen Prüfung erforderlichen 30 Mindestflugstunden. Wer wenig Zeit hat, kann die Lizenz binnen weniger Monate in einer gewerblichen Flugschule meist schneller erreichen. In Vereinen arbeiten meist ehrenamtlichen Fluglehrer, wo die Ausbildung etwas länger dauern kann.
Als Jahresbudget sind für diese Lizenzart mindestens 2.000,- EUR einzuplanen. Großzügig gerundet entspricht das etwa 170,- EUR / Monat.
LAPL Lizenz
Die nächst höhere Lizenzart ist die „Light Aircraft Pilot License“ – abgekürzt LAPL. Hier ist insbesondere LAPL-A für Flächenflugzeuge interessant. Diese ist europaweit anerkannt und erlaubt ein Abfluggewicht von bis zu 2 t bei VFR Sichtflugregeln. Nach 10 Stunden an Flugerfahrung können bis zu 3 Passagiere privat befördert werden – ideal für einen Tagesausflug mit Familie, Freunden oder einem Wingly Flug. Dank Kostenteilung eine wirtschaftliche Art und Weise zu Fliegen.
Weitere Zusatzqualifikationen sind Banner-, F-Schlepp, Kunst- sowie Nachtflugberechtigungen. Im Unterschied zur UL-Klasse ist der Theorieanteil mit 85 Stunden höher. Die Mindeststundenzahl zur praktischen Prüfung beträgt 30 Stunden. Dafür bietet die LAPL eine sehr gute Anerkennung und Durchgängigkeit zu anderen Lizenzformen. Mit einer ca. 3-4 stündigen Umschulung kann beispielsweise die SPL Sportpilotenlizenz erworben werden. 15 Flugstunden (10 davon in einer ATO) sind zum Upgrade auf die höhere PPL-A Lizenz erforderlich. Immer jeweils verbunden mit zusätzlichen Theoriefächern.
Die Ausbildungskosten liegen hier im Schnitt zwischen 7.500,- bis 8.500,- EUR. Erfahrungsgemäß in Vereinen etwas günstiger als in gewerblichen Flugschulen. Das jährliche Budget sollte bei mindestens 3.500,- bis 4.000,- EUR angesetzt werden. Auf den Monat herunter gebrochen ergeben das etwa 300,- EUR / Monat.
PPL Lizenz
Als „die“ weltweit anerkannte Lizenzform gilt die PPL „Private Pilot License“. Wie bei LAPL können mit dieser zunächst Flugzeuge mit einem maximalen Abfluggewicht von 2 t und maximal 4 Personen (3 Gäste + Pilot) privat befördert werden.
Der Unterschied besteht in der Möglichkeit bei entsprechender Musterberechtigung (Typeratings) auch größere, schwere, mehrmotorige, mit Propeller oder Turbine angetriebenen Maschinen zu fliegen. Ein Instrumentenflug-Rating ermöglicht ein (fast) wetterunabhängiges Fliegen von größeren Verkehrslandeplätzen aus. Und sogar Flüge über den Atlantik sind bei entsprechend ausgestatteten Maschinen denkbar.
Ausgebildet wird professionell in ATO („Approved Training Organizations”) Ausbildungsbetrieben. Die Ausbildungskosten um Pilot zu werden hängen von den verwendeten Schulungsmaschinen ab. Bei kostengünstigen C152, Grob oder einfachen Pa28 Archer Maschinen kostet die Lizenz um die 11.000,- EUR. Bei modernen Glascockpit-Maschinen können aber auch schnell 15.000,- EUR und mehr entstehen.
Das trifft auch auf das jährliche Budget zu: Bleibt man bei den kostengünstigen Mustern, so beträgt das jährliche Budget nicht mehr wie bei LAPL. Andere Muster, möglicherweise 2-motorig und IFR tauglich, kosten dann entsprechend 400,- bis 700,- pro Flugstunde.
ATPL, MPL und CPL Berufspiloten Lizenzen
Zuletzt kommen die Lizenzformen für Berufspiloten, die gewerblich Passagiere und Luftfracht befördern. Die Ausbildungsdauer beträgt bei ATPL und MPL in Vollzeit bis zu 33 Monate, meist in Kombination mit einem oder mehreren Typeratings für Airbus, Boeing oder Embraer Linienmaschinen.
Etwas weniger ausbildungsintensiv ist die CPL Berechtigung. Diese wird häufig von PPL Piloten zusätzlich gemacht, damit diese gewerbliche Flüge ausführen können. Entsprechende Typenratings vorausgesetzt, können praktisch alle einmotorigen Flugzeuge (SEP = Single Engine Piston) geflogen werden. Mehrstrahlige Business-Jets oder Turbo-Prop Passagiermaschinen benötigen zusätzlich eine MEP (Multi Engine Piston) Berechtigung. Sobald für ein Muster eine Crew aus zwei Piloten benötigt wird ist für den CPL Piloten die Grenze erreicht. Das Führen eines MPA (= Multi Pilot Aeroplane) ist dann wieder einem ATPL oder MPL Piloten vorbehalten.
Fazit
Der Traum vom Fliegen ist zum Greifen nah und mitnichten exklusiv oder überaus teuer. Außer Acht gelassen wurde in diesem Artikel noch die Möglichkeit einer militärischen Pilotenlaufbahnen und Lizenzen bei der Bundeswehr. Als Berufsbild für junge Menschen durchaus eine Alternative zu einer regulären Pilotenlaufbahn und jede Flugzeugklasse und Lizenzart ihre Vor- und Nachteile. Um Pilot zu werden sollte man sich gut zu erkundigen und letztlich seinem Gefühl folgen.
Das Leben ist viel zu kurz, um seine Träume vor sich her zu schieben. Und wusstest du schon, welche berühmten Stars sich ihren Traum selbst Pilot zu werden bereits erfüllt haben? Hier geht’s zum Artikel.
Der Autor
Tomas Jakobs, 41 Jahre jung, ist Unternehmer, begeisterter Sportpilot und Fluglehrer.
Das Thema Sicherheit im Luftsport sowie die fliegerische Weiterbildung im UL Bereich sind seine Interessenschwerpunkte. Auf den Seiten www.ul-fluglehrer.de sowie www.ul-fortbildung.de könnt Ihr mehr von ihm erfahren.
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