Vielleicht hat sich das der eine oder andere Wingly Passagier auch schonmal gefragt: Warum sitzt der Pilot (oder verantwortliche Luftfahrzeugführer im Beamtendeutsch) fast immer links? Eine einfache Antwort existiert leider nicht und viele Theorien und Vermutungen kursieren umher. Im Grunde weiß es heute niemand mehr so richtig, wie es einst dazu gekommen ist.
Wie war das früher?
Gehen wir ein wenig zurück – so etwa 100 Jahre – in die Zeit vor den Flugzeugen, wo nur Ballons und Luftschiffe „gefahren“ wurden. Frühe Aufnahmen aus unterschiedlichen Ländern zeigen es eindeutig: In den Kanzeln von Luftschiffen saß oder stand der Pilot zunächst meistens auf der rechten Seite.
Was war bei den Flugzeugen anders gelaufen? Nun eine plausible und vermutlich wahrscheinlichste Erklärung lautet, daß dies auf die Landstreitkräfte zurück geht. Dort rekrutierten sich die ersten Piloten vornehmlich aus den höheren Rängen – sprich aus den Reihen derjenigen, die standesgemäß zu Pferde ritten. Seit tausenden von Jahren ist die Kavallerie die Domäne von Adligen. Und vorzugsweise führten diese scharfe Hieb- und Stichwaffen an Ihrer Seite. Ein Pferd wurde daher immer von links bestiegen und im Zügel geführt, um jederzeit mit rechts die Waffe bedienen zu können.
Die ersten Flugzeuge waren für einen Kavalleristen sinnbildlich nichts weiter wie ein Transportvehikel zur Schlacht. Und so etablierte sich die Eigenart, Flugzeuge von links zu besteigen und von der linken Seite aus zu fliegen und viele andere linkslastige Pattern. Das erstaunlicherweise sogar in jenem Königreich, wo ansonsten andere motorisierte Vehikel mit vier Rädern bis heute von rechts bedient werden.
Einige weitere Marotten haben sich zeitgleich in dieser Zeit eingeschlichen und kann auf alten Aufnahmen beobachtet werden. So trugen die ersten Piloten hohe Reiterstiefel und auch der heute allgemein etablierte Begriff „Hahnengrube“ stammt aus dieser Zeit. Die englische Übersetzung dafür: Cockpit – doch wie es dazu kam ist eine andere Geschichte.
Seither sitzen verantwortliche Luftfahrzeugführer im Flugzeug links. Egal ob im kleinen Privatflieger oder im großen Airliner. Ausnahmen bestätigen hier die Regel zum Beispiel während der Ausbildung oder bei Mustern, wo das Betriebshandbuch explizit etwas anderes vorgibt.
„Pilots are not always right but they’re never wrong!“ .
Der Autor
Tomas Jakobs, 41 Jahre jung, ist Unternehmer, begeisterter Sportpilot und Fluglehrer.
Das Thema Sicherheit im Luftsport sowie die fliegerische Weiterbildung im UL Bereich sind seine Interessenschwerpunkte. Auf den Seiten www.ul-fluglehrer.de sowie www.ul-fortbildung.de könnt Ihr mehr von ihm erfahren.
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